
Roberto Assagioli
Roberto Assagioli (1888 - 1974) war ein italienischer Psychiater, Psychoanalytiker und Begründer der Psychosynthese. Er studierte in Florenz Medizin und befasste sich schon während des Studiums mit der Psychoanalyse. 1910 gründete er eine Studiengruppe für Psychoanalyse und stellte die wichtigen Entdeckungen von Sigmund Freud seinen Professoren in Florenz vor. In seiner Doktorarbeit setzte er sich kritisch mit der psychoanalytischen Theorie auseinander, die er als zu begrenzt empfand.
Nachdem er den Doktortitel erworben hatte, arbeitete Assagioli als Assistenzarzt beim Schweizer Psychiater Eugen Bleuler in der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli in Zürich. Danach praktizierte er als Psychiater in Italien, wo er seine Vorstellungen von Therapie weiterentwickelte. In der Zeit von 1912 bis 1915 publizierte er eine Serie von Artikeln in "Psiche", einer Zeitschrift, die er gegründet hatte. Nach dem Krieg veröffentlichte er einen Grossteil seiner Werke in der Zeitschrift "Ultra".
1926 gründete Assagioli sein "Istituto di Cultura e Therapia Psichica" in Rom. 1927 brachte er das Buch "A new Method of Healing - Psychosynthesis" heraus. 1933 gründete er das erste Psychosynthese-Institut in Rom.
Assagioli war als Kind einer gebildeten jüdischen Familie bereits mehrsprachig aufgewachsen. In der Familie sprachen sie italienisch, französisch und englisch. Im Alter von acht Jahren lernte er Deutsch und ab 1906 an der Universität Florenz Russisch und Sanskrit. Seine Sprachkenntnisse und seine geistige Offenheit erlaubten ihm zahlreiche Kontakte weit über die Landesgrenzen hinaus. Er pflegte sein Leben lang einen regen intellektuellen Austausch mit wichtigen Denkern dieser Zeit, so z.B. mit C.G. Jung.
1957 gründete Assagioli zusammen mit einer Gruppe AmerikanerInnen in Delaware (USA) die "Psychosynthesis Research Foundation", eine Stifung für Forschung im Bereich der Psychosynthese. Auch in Europa fand die Psychosynthese Verbreitung: Assagiolis Institut erweiterte sein Wirken von Florenz nach Rom und Bologna, er nahm an Konferenzen in Paris und London teil, in der Schweiz wurde 1960 die erste internationale Psychosynthese-Woche mit VertreterInnen aus neun Nationen durchgeführt.
Zu dieser Zeit beschäftigte sich Assagioli zunehmend mit den Arbeiten von Abraham Maslow (dessen Buch "The Creativ Attitude" durch die Psychosynthesis Research Foundation veröffentlicht wurde), Carl Rogers und Erich Fromm. Mitte der Sechzigerjahre wurden auch in Indien, Japan und Argentinien Zentren eröffnet. Roberto Assagioli starb 1974 im Alter von 86 Jahren. Er arbeitete gerade an seinem Buch "Transpersonal Self", welches unvollendet blieb.